Das Syndrom by Scalzi John

Das Syndrom by Scalzi John

Autor:Scalzi, John [Scalzi, John]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2015-07-31T00:00:00+00:00


14

»Verraten Sie Trinh nicht, dass ich das gesagt habe.« Captain Davidson zeigte auf die fünf Hadens in seiner Arrestzelle. »Aber ich wäre begeistert, wenn das FBI mir die Verantwortung für diese Idioten abnehmen würde.«

Die fünf Hadens, genauer gesagt ihre Threeps, starrten mich, Vann und Davidson von der anderen Seite des Zellengitters finster an. Wir konnten erkennen, dass sie finster starrten, weil ihre Threep-Modelle mit individuellen Köpfen ausgestattet waren, die Gesichter und Mimik hatten. Die Konterfeis dieser Threeps waren nicht die tatsächlichen Gesichter ihrer Besitzer, es sei denn, diese Besitzer sahen George Washington, Thomas Jefferson, Patrick Henry, Thomas Paine und Alexander Hamilton zum Verwechseln ähnlich. Außerdem trugen die Threeps Uniformen aus der Kolonialzeit, die vielleicht sogar historisch korrekt waren. Es war wie ein Diorama des Kontinentalkongresses, das im Museum zum Leben erwacht war.

Die Threeps waren natürlich nur Threeps. Die Hadens, die sie steuerten, befanden sich irgendwo anders im Land. Aber wenn ein Haden in seinem Threep verhaftet wird und er sich ausklinkt, wird das als Widerstand gegen die Staatsgewalt und unerlaubtes Entfernen vom Tatort geahndet. Dieses Gesetz ging auf einen Präzedenzfall zurück, bei dem eine junge reiche Haden in den Anfangsjahren der Threeps fahrlässig eine ältere Dame umwarf, sich in Panik aus ihrem Threep verabschiedete und dann drei Jahre und mehrere Hunderttausend Dollar von Mamis Geld in den Versuch investierte, aus einer Sache herauszukommen, die ansonsten lediglich ein Verkehrsdelikt gewesen wäre. Am Ende wurde sie außerdem wegen Meineid und Bestechung verurteilt. Sie hätte einfach die gemeinnützige Arbeit verrichten sollen.

Deshalb warteten die historischen Gestalten geduldig ab und starrten uns finster an.

»Weshalb wurden Sie festgenommen?«, fragte ich Washington. Davidson hatte uns angerufen, damit wir uns um mehrere Hadens kümmerten, die in seinen Arrestzellen hockten. Dies war nur die erste Gruppe.

»Weil wir unsere verfassungsgemäßen Rechte in Anspruch genommen haben«, sagte Washington. Sein richtiger Name war Wade Swope, und er wohnte ihn Milltown, Montana. Seine Daten wurden in meinem Blickfeld eingeblendet. »Hier unter der Diktatur des District of Columbia scheint den Menschen das Recht abgesprochen zu werden, Waffen zu tragen.«

Vann wandte sich an Davidson. »Ich bin zutiefst schockiert, dass Menschen, die Waffen tragen, im Gefängnis gelandet sind.«

»Nun ja«, sagte Davidson. »Unser Gründungsvater hier beruft sich zu Recht darauf, Waffen tragen zu dürfen, was in diesem Fall langläufige Gewehre waren. Was er unerwähnt gelassen hat, ist die Tatsache, dass er mit seiner kleinen Gruppe aus kolonialen Freiheitskämpfern ein Café betrat – also Privatgelände – und dort eine Szene machte. Und als man ihnen sagte, dass sie sich entfernen sollten, fuchtelten sie mit ihren Gewehren herum. Der Vorfall wurde von der Kamera im Café aufgezeichnet, ganz zu schweigen von den Telefonen sämtlicher anwesender Gäste.«

»Wir sind als Sicherheitsgarde für den Demonstrationszug hier«, sagte Thomas Jefferson alias Gary Height aus Arlington, Virginia. »Wir sind eine Bürgerwehr im Sinne der Verfassung. Wir sind hier, um unsere Leute zu beschützen.«

»Selbst wenn Sie tatsächlich eine Bürgerwehr sind«, sagte ich, »glaube ich nicht, dass sich das Herumfuchteln mit Schusswaffen in einem Café als ›wohlgeordnet‹ beschreiben lässt.«

»Wen interessiert es, was Sie glauben?«, erwiderte Patrick Henry alias Albert Box aus Ukiah, Kalifornien.



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